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Castingshows - Karrierechance oder Risiko?

Castingshows - Karrierechance oder Risiko? 

Mit Fastfood-Ketten und Klatschblättern ist es so: Niemand isst dort oder liest sie, doch die Restaurants sind gut besucht und die Auflagen ordentlich. Mit den Castingshows ist es ganz ähnlich. Niemand schaut sich den Mist an und viele sind genervt, wenn auf jedem Sender ständig irgendwelche Talente gesucht werden.

Doch die Einschaltquoten sprechen eine andere Sprache, jeder kann mehrere Castingshows aufzählen und irgendwie können die meisten mitreden.

 

 

Auf der anderen Seite bewundern viele ihre Lieblingsstars und träumen davon, selbst eine Karriere als Musiker, Künstler oder Model zu starten. Auf der Straße erkannt und um ein Autogramm gebeten zu werden, ein großes Publikum zu begeistern, regelmäßig chic gestylt über rote Teppiche zu schreiten, im Privatjet von Auftritt zu Auftritt zu fliegen und ein nettes Polster auf dem Konto zu haben, scheint ja auch verlockender als ein eintöniger Acht-Stunden-Tag am Fließband oder im Büro bis ins Rentenalter. Eine Castingshow wirkt da wie ein recht einfacher Weg.

Statt unzählige Demotapes zu verschicken oder verschiedenste Agenturen abzuklappern und auf einen Vertrag zu hoffen, verspricht der Fernsehauftritt Bekanntheit innerhalb kürzester Zeit. Zudem erwecken die Shows den Eindruck, dass es jeder schaffen und als Sieger auf der Bühne stehen kann. Aber ist das wirklich so?

 

Was sind Castingshows - Karrierechance oder Risiko? 

 

Castingshows gibt es schon lange.

Castingshows sind nicht unbedingt neu. Bereits mit der Verbreitung von Radio und Fernsehen kamen die ersten Sendungen auf, die jungen Talenten eine Bühne boten. Damals ging es jedoch weniger um einen Wettbewerb. Stattdessen zielten die Sendungen tatsächlich darauf ab, einerseits dem Publikum neue Gesichter zu bieten und andererseits den Künstlern die Chance zu geben, sich dem Publikum zu präsentieren.

So mancher Altstar aus der Pop- und Schlagerbranche konnte diese Möglichkeit nutzen und den Grundstein seiner Karriere in einer der frühen Talentshows legen. Auch die Miss-Wahlen, die es ebenfalls seit Jahrzehnten gibt, sind letztlich nichts anderes als Castingshows. Den großen Durchbruch im Fernsehen erlebten die Castingshows aber erst nach dem Jahr 2000. Fast jeder Sender nahm nach und nach mindestens ein Format in sein Programm auf.

Dabei basieren alle Castingshows auf einer ähnlichen Idee: Junge Talente bewerben sich und präsentieren ihr Können. Eine Jury bewertet ihre Leistungen und entscheidet, wer die nächste Runde erreicht.

Um den Wettbewerb noch interessanter zu machen, wird das Publikum spätestens in den letzten Runden mit einbezogen und kann per Abstimmung seinen Favoriten küren. Trotzdem wäre es nicht richtig, allgemein von den Castingshows zu sprechen und alle Shows in dieselbe Schublade zu stecken. Es gibt nämlich durchaus Unterschiede. Diese fangen bei der Auswahl der Kandidaten, die das Publikum zu sehen bekommt, an und enden bei der Betreuung der Teilnehmer nach der Show.  

 

Castingshows sind knallharte Wettbewerbe.

Die heutigen Konzepte von Castingshows basieren ganz klar auf der Idee des Wettbewerbs. Die erste große Hürde besteht schon darin, es überhaupt in die großen Abendshows zu schaffen. Hier gilt es dann, jedes Mal möglichst Bestleistungen abzuliefern, um den Beifall des Publikums zu ernten, Lob von der Jury zu hören und vor allem in die nächste Runde zu kommen.

Je weniger Kandidaten übrig sind, desto größer wird der Druck. Andererseits können sich die Kandidaten schon nach den ersten Auftritten wie kleine Stars fühlen. Schließlich werden sie vom Publikum umjubelt, auf der Straße erkannt und von aufgeregt kreischenden Kids umringt. Erste Autogrammstunden stehen ebenso auf dem Programm wie Gastauftritte bei Veranstaltungen und in anderen Shows.

Doch schon an dieser Stelle trennt sich die Spreu vom Weizen:

So mancher Kandidat geht völlig naiv und unvorbereitet in eine solche Show. Er glaubt, es reicht aus, wenn er nett aussieht und ein bisschen Talent mitbringt. Dass viel Arbeit und ein straffes Programm auf ihn wartet, ist vielen Kandidaten nicht klar. Andere Kandidaten kommen mit dem Medienrummel und der plötzlichen Aufmerksamkeit nicht zurecht, wieder anderen Kandidaten wird der Druck einfach zu groß. Natürlich kann an dieser Stelle Kritik an den Machern geübt werden. Immerhin sind sie diejenigen, die junge, unerfahrene Menschen in die Maschinerie des Show-Business einspannen, ohne sie großartig auf die Konsequenzen vorzubereiten oder ihnen viel Zeit zugeben, den gekonnten Umgang mit den Medien zu lernen.

Andererseits ist es doch genau das, was das Publikum und die Teilnehmer möchten:

Das Publikum möchte miterleben, wie aus einem unbekannten Niemand ein Showstar wird und nimmt die Gelegenheit, mit jemandem mitzufiebern oder über jemanden abzulästern, dankend an. Und die Kandidaten nehmen doch gerade deshalb an der Show teil, weil sie sich einem großen Publikum präsentieren und innerhalb kurzer Zeit berühmt werden möchten. Sicher ist der Umgang mit den Kandidaten nicht immer fair. Und zweifelsohne unterschätzt so mancher die Folgen, die sein Auftritt haben kann. Dies gilt vor allem dann, wenn jemand sein Können offenbar falsch einschätzt und für alle anderen offensichtlich kein Talent mitbringt.

Aber bei all der Kritik an Castingshows sollte nicht vergessen werden, dass niemand gezwungen wird, daran teilzunehmen. Alle Teilnehmer, die sich dem Urteil der Jury und des Publikums stellen, tun dies freiwillig - und haben vorher ausdrücklich zugestimmt, dass ihre Auftritte gesendet werden.  

 

Eine Castingshow ist nur der Anfang.

Ein großer Kritikpunkt an Castingshows ist, dass sie gar nicht beabsichtigen, echte Stars zu formen. Der Gewinner bekommt zwar einen Plattenvertrag (oder einen Vertrag für eine Werbekampagne) und eine ordentliche Stange Geld als Siegerprämie. Auch die anderen Kandidaten, die es in die Endrunden geschafft haben, können oft ihre Unterschrift unter einen Vertrag setzen. Aber das Interesse der Medien und des Publikums hält meist nicht lange an und viele Castingshow-Stars verschwinden genauso schnell wieder von der Bildfläche wie sie diese erobert haben.

Spätestens wenn die nächste Staffel beginnt, gerät der Sieger der letzten Show oft in Vergessenheit. Es wäre aber zu einfach, den Machern der Shows die alleinige Schuld daran zu geben. Natürlich hegen und pflegen sie ihren Star, solange Interesse an ihm besteht und solange sich Geld mit ihm verdienen lässt. Wird der Erfolg weniger oder bleibt er aus, muss eben der nächste Jungstar her. Andererseits verspricht keine Castingshow, den Gewinner bis an sein Lebensende zu begleiten. Eine Castingshow bietet lediglich die Bühne und die Möglichkeit, sein Talent zu präsentieren. Sie kann den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere legen. Dies wird aber nur dann funktionieren, wenn der Jungstar die Chance nutzt.

Bloß weil er eine Show gewonnen hat, hat er noch gar nichts erreicht. Zu einem Star kann er erst und nur dann werden, wenn er bereit ist, sehr hart zu arbeiten. Ob er neben seinem Talent auch Belastbarkeit, Durchhaltevermögen und eine professionelle Haltung und damit das Zeug zum echten Star mitbringt, zeigt sich erst im Laufe der Zeit.

Und es gibt, vor allem in den USA, aber durchaus auch hierzulande, genug Beispiele für Leute, die an einer Castingshow teilgenommen, Fuß im Show-Business gefasst haben und heute bekannte Stars sind. Aber es gibt eben auch genauso viele Kandidaten, an die sich niemand mehr erinnert oder für die ihre Teilnahme sogar zum echten Fiasko wurde.

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