Einige Beispiele für markante Stilbrüche von Bands und Künstlern Bands und Künstler haben es mitunter gar nicht so einfach. Einerseits erwarten Fans und Musikpresse nämlich, dass die Stars ihrem Stil treu bleiben und schon wenige Takte ausreichen, um ein Stück unverkennbar dem jeweiligen Künstler zuzuordnen. Andererseits sollen aber auch nicht alle Platten gleich klingen, sondern die Stars sollen durchaus auch einmal Neues ausprobieren, überraschen und für frischen Wind sorgen.
Entscheiden sich Musiker für Veränderungen, kann dies sehr unterschiedliche Folgen haben. Für die einen kann es bedeuten, dass sie neue Fans gewinnen, kommerzielle Erfolge feiern, eventuell sogar erst durch die Veränderungen ihren großen Durchbruch schaffen und viel Lob dafür einheimsen, dass sie den Zeitgeist erkannt haben. Für andere hingegen kann sich eine Veränderung als missglücktes Experiment erweisen, das Fans, die sich verärgert abwenden, und schlechte Kritiken mit sich bringt. Hier einige Beispiele für markante Stilbrüche von Bands und Künstlern samt deren Folgen in der Übersicht: The Anthrax mit „I‘m The Man“ In den 1980er-Jahren erlebte der Heavy Metal seine erste große Blütezeit und damals entwickelten sich auch verschiedene Unterarten wie beispielsweise Black, Death, Speed oder Thrash Metal. Auf die Idee, Metal mit HipHop zu kombinieren, war bis dahin aber noch keiner gekommen, denn diese beiden Genres schienen so gar nichts miteinander gemeinsam zu haben. Antharx, eine Thrash Metal-Band, wagte 1987 mit „I‘m The Man“ nun genau diesen Versuch. Die Resonanz fiel sehr gegenteilig aus. Während einige alte Fans überhaupt nichts mit der Nummer anfangen konnten, fanden sie andere so gut, dass die Verkaufszahlen sogar für Platin ausreichten. Fairerweise muss allerdings erwähnt werden, dass die Band auch ein wenig Glück hatte. Kurz nach der Veröffentlichung erschien nämlich eine Version von „Walk This Way“, die Aerosmith zusammen mit dem Rapper Run DMC aufgenommen hatte und die ein Riesenerfolg wurde. Da Anthrax aber ein wenig schneller waren, gelten sie heute als Erfinder des Rap Metal. Bob Dylan mit „Subterranean Homesick Blues“ Bob Dylan war für viele der Inbegriff der Folkbewegung und der Folkmusik. Dies sollte sich jedoch schlagartig ändern, als sich der US-Musiker dazu entschied, sich der Rockmusik zuzuwenden und anstelle von Soloauftritten mit Akustikgitarre und Mundharmonika auf eine Band und E-Gitarren zu setzen. 1965 erschien das Album „Bringing It All Back Home“, im gleichen Jahr trat Dylan erstmals mit Band auf dem Newport Folk Festival auf. Seine Fans reagierten alles andere als begeistert und quittierten seinen Auftritt mit lautstarken Buhrufen. Auch auf der darauffolgenden Europatournee stieß der neue Musikstil auf massive Kritik und heftige Ablehnung, teilweise wurde Dylan sogar als Verräter an der Folkmusik beschimpft. Auch wenn Bob Dylan durch seinen Stilbruch den Status als Held der Folk-Szene verloren hatte, sollte sich die Veränderung für ihn lohnen. Letztlich war es nämlich das Folk-Rock-Album „Bringing It All Back Home“, in Europa als „Subterranean Homesick Blues“ erschienen, das dem Musiker den großen und auch den kommerziellen Durchbruch brachte. Maroon 5 mit „Moves Like Jagger“ Die Karriere von Maroon 5 hatte als Grunge-Band namens Kara’s Flowers begonnen. Im Laufe der Zeit entwickelte die Band dann einen Stil, der Pop-Punk, Rock und Soul miteinander kombinierte und mit Songs wie „This Love“ oder „She Will Be Loved“ für gute Chartplatzierungen in den USA und auch in Europa sorgte. 2010 veröffentlichte die Band das Album „Hands All Over“, das ein Jahr später noch einmal in einer neuen Version erschien. Dieses Mal enthielt das Album den Song „Moves Like Jagger“, der in 18 Ländern auf Platz 1 landete und damit zur erfolgreichsten Single der Band werden sollte. Bei den Fans sorgte das Album zunächst für große Verwirrung, denn aus der einstigen Rockband war eine reine Elektro-Pop-Band mit Christina Aguilera als Gastsängerin geworden. Der riesige Erfolg scheint der Band jedoch Recht zu geben und nach Aussagen der Band sollte der neue Stil auch auf dem nächsten Album beibehalten werden. Metallica mit „Nothing Else Matters“ Vor allem in den 1980er-Jahren verkörperte Metallica das, was sich viele unter Heavy Metal vorstellten, nämlich ungehobelte, gerne auch angetrunkene Jungs, die schnelle und laute Musik machten. Viele ihrer grundlegenden Eigenschaften gab die Band zwar auch in den 1990ern nicht auf, aber das 1991 veröffentlichte „schwarze“ Album läutete einen deutlichen Richtungswechsel ein. Langsamere Stücke hatte es zwar bisher auch schon gegeben, mit „Nothing Else Matters“ als echte Ballade betrat die Band jedoch neues Terrain. Eingefleischte Fans reagierten fast schon schockiert, denn plötzlich summte jeder den Song der legendären Thrash Metal-Band und unzählige Brautpaare wählten die Ballade als Hochzeitslied. Kommerziell gesehen hatte die Band mit ihrer Veränderung in Richtung Mainstream alles richtig gemacht, auch wenn sie durch dieses und die drei folgenden Alben viele alte Fans verlor. Mit dem Album „Death Magnetic“, erschienen 2008, scheint sich Metallica allerdings wieder auf ihre musikalischen Wurzeln zurückzubesinnen. Paradise Lost mit „One Second“ In den 1990ern hatten es viele Metal Bands sehr schwer. Diejenigen, die sich entschlossen, ihrer Linie treu zu bleiben, riskierten, kaum Platten zu verkaufen und bestenfalls vor kleinem Publikum zu spielen. Zahlreiche Bands lösten sich auf, andere versuchten es mit einer deutlichen Richtungsänderung. Zu letzteren gehörte auch die englische Band Paradise Lost, die 1997 die Singleauskopplung „One Second“ aus dem gleichnamigen Album veröffentlichte. Von dem bisherigen Stil war kaum etwas übrig geblieben und statt dem gewohnten Death Doom und Gothic Metal präsentierte die Band ihren Fans eine Musik, die von Synthesizer-Bässen und Keyboard-Flächen im Stil von Depeche Mode geprägt war. Bei der Musikpresse fand die radikale Wendung Zuspruch, die Fans hingegen verstanden den Wandel nicht. Ein Grund hierfür war aber vermutlich auch, dass die Band nicht nur ihren Sound, sondern gleichzeitig auch ihren Look komplett geändert hatte. Mit dem Album „In Requiem“ aus dem Jahre 2007 korrigierte die Band ihren Kurs dann wieder zunehmend in Richtung ihrer musikalischen Wurzeln und die Fans scheinen dies wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Die Scorpions mit „Du bist so schmutzig (und doch so schön)“ Im Laufe ihrer Jahrzehnte andauernden Geschichte wagten die Hardrocker aus Hannover immer mal wieder Experimente und präsentierten ihren Fans praktisch alles von reinstem Rock bis hin zu Kuschelballaden. 1999 erschien mit „Eye II Eye“ aber ein Album, das Fans und Musikpresse gleichermaßen entsetzte. Vermutlich mit der Absicht, den Zeitgeist zu treffen, lieferte die Band eine Platte ab, die in die Kategorie Elektro-Pop eingeordnet werden kann. Hinzu kam der Song „Du bist so schmutzig“, bei dem sich Klaus Meine erstmals an einem deutschen Text versuchte. Dieser Versuch ist übrigens bis heute, aus Sicht vieler Fans erfreulicherweise, der einzige geblieben. Die massive Kritik an der versuchten Richtungsänderung zeigte ihre Wirkung und schon beim nächsten Album fanden die Scorpions wieder zu ihrer alten Form zurück. Mehr Musikgeschichte, Ratgeber und Tipps: Thema: Einige Beispiele für markante Stilbrüche von Bands und Künstlern |